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Tags: Polyamorie, Crowdpublishing, Liebe
Autor/in: Lisa Helmus
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Polyamorie – was ist das?

Polyamore Menschen leben nach der Auffassung, dass man mehrere Menschen mit derselben Intensität romantisch lieben kann. Sie führen also mehrere romantische Beziehungen, statt nur einer, wie es uns die gesellschaftliche Norm vorgibt.
Dabei kann Polyamorie auch Sexualität umfassen, Familiengründung oder auch das Zusammenleben in einer gemeinsamen Wohnung einschließen.

Also ein anderes Wort für ‚Offene Beziehung‘?

Ja und nein. Polyamorie erfordert natürlich ein Öffnen klassischer Beziehungskonzepte. Trotzdem ist es mehr als eine offene Beziehung. Es geht nicht nur darum, außerhalb einer romantischen Beziehung sexuelle Kontakte aufzutun; in der Polyamorie entstehen vielmehr neue romantische Beziehungen mit einer festen Bindung. Dabei sind die Übergänge fließend – Liebe auf den ersten Blick ist nicht für jede_n. Wo aber in einer Offenen Beziehung auf die Bremse getreten wird, wenn Gefühle entstehen, lässt die Polyamorie es zu, nachzufühlen, was da entsteht.

Fühlt sich bei Polyamorie nicht immer jemand zurückgestellt?

Das Schlüsselwort ist ‚Kommunikation‘. Viel weniger als bei monogamen Beziehungen werden in polyamoren Konstellationen Dinge erwartet oder vorausgesetzt. Das Erfragen der Gefühlswelt des/der anderen ist essenzieller Bestandteil der Polyamorie, dazu muss man sich allerdings auch selbst gut verstehen können. Was sind das für Gefühle, die mein Partner grade durch Handlung X auslöst? Woher kommen sie und wie soll ich sie einordnen? Kann ich etwas tun, um ihnen entgegenzuwirken oder sie zu fördern? Kann mein Partner etwas tun? Warum fühlt sich mein Partner grade zurückgestellt und kann ich etwas dagegen tun?

Ständige Selbstreflexion ist daher superwichtig für vielliebende Menschen.
Klingt anstrengend? Vielleicht. Aber ist es nicht auch anstrengend, wenn ich einfach annehme, dass mein Partner sich grade so-und-so fühlt und damit gegen die Wand renne?
Im Roman „Poly“ von Helen Klaus machen die Protagonist_innen genau diese Fehler. Und lernen daraus.

Sind polyamore Menschen nicht ständig eifersüchtig?

Das klingt vielleicht zunächst komisch, aber: Nein. Natürlich ist besonders zum Einstieg in eine Poly-Beziehung (der erste neue Partner erscheint auf der Bildfläche) die Kommunikation noch nicht so eingespielt, dass überhaupt keine Konflikte entstehen würden. Dazu kommt auch, dass der Blick auf sich selbst noch entstehen muss. Polyamorie ist harte Arbeit – aber auf völlig anderer Ebene, als es uns das klassische Beziehungsbild vermitteln möchte. Ich muss nicht „Die Männerwelt / die Frauenwelt verstehen lernen“.

Ganz wichtig ist, dass man für sich selbst herausfindet, woher die Eifersucht kommt, wenn sie denn da ist. Und meist lässt sie sich auf eigene Ängste reduzieren: Verlassensangst oder Unsicherheit bezüglich des eigenen Selbstwertes. Dagegen anzugehen funktioniert auf völlig anderer Ebene, als gegen Eifersucht vorzugehen. Denn Eifersucht setzt beim Gegenüber an (Du darfst Person X nicht sehen, du oder die Person verursacht Eifersucht, die unterbunden werden muss).

Der Prozess beginnt bei einem selbst und endet immer in der Frage „Was brauche/will ich eigentlich?“ Dass man die Antwort auf diese Frage anderen Menschen wie Partner_innen auf keinen Fall unterstellen sollte, versteht sich von selbst. Sie muss von innen kommend beantwortet und dann offen kommuniziert werden.

Das klingt komplex, wo fange ich jetzt an?

Polyamorie hat viele Facetten und Konstellationen. Die Übergänge zwischen Konzepten von Beziehungsanarchie, Offener Beziehung und sogar Monogamie sind fließend, die gesetzten Prioritäten und die Arbeit am Selbstbild von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Grade deswegen ist es so wichtig, eigene Erfahrungen zu machen, mit anderen darüber zu reden und immer neue (Selbst-)Beobachtungen anzustellen.

Lokale Stammtische vor Ort sind dazu ein toller Ansatzpunkt – oder auch das Schlaulesen in Blogs und Büchern. Eine Polygeschichte, in der die klassischen Einsteigerfehler passieren und Eifersucht nicht verstanden, sondern runtergeschluckt wird, erzählt Helen Klaus in „Poly“. Damit die Geschichte von Evi, Klaus, Jan und Lore erzählt werden kann, wird noch eure Hilfe benötigt – sobald die Kampagne startet findest du hier mehr Infos.

 

Wenn ihr noch mehr Tipps für Romane oder Geschichten habt, in denen es um Polyamorie geht, postet sie gerne in die Kommentare.