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Tags: Beruf, Lektor*in, Publishing
Autor/in: Caroline Breitfelder
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Berufswunsch Lesen: Wie werde ich Lektor*in?

 

Den geraden Weg zum Ziel Lektor*in gibt es nicht. Das mal voraus. Man kann das als Stolperstein verstehen, aber auch als Chance, denn der eigene Weg darf somit aus jeder Richtung kommen und auch mal Kurven schlagen. Gehen wir den Weg mal hypothetisch mit dem kleinen Karl. Karl ist ein fiktiver kleiner Junge mit großen Träumen, die sich um Lesen und um Bücher und um das Lesen von Büchern drehen. Karl möchte gern Lektor werden, um möglichst wenig Zeit ohne Buch vor der Nase verbringen zu müssen.

Er steht vor einer riesigen Tafel, man stelle sich vor, Kreide in der Hand, die Fingerspitzen schon ganz weiß, und stellt sich eine Mindmap zusammen. Diese Mindmap soll alle wichtigen Orientierungspunkte enthalten für seinen zukünftigen Berufsweg. Karl hat es dabei gern ordentlich, er ist ein wahres Ordnungsgenie, und schreibt sich verschiedene Fragen auf.

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Welche Arten von Lektor*innen gibt es?

 

Freiberufliche Lektor*innen gibt es mittlerweile einige. Manche verdienen sich etwas neben ihrem Hauptberuf dazu, andere professionalisieren sich und machen sich selbständig. Heutzutage bieten viele zusätzlich zur Textarbeit noch eine besondere Art der „Betreuung“ für Autor*innen an, wie zum Beispiel Textcoachings.

Dann gibt es noch Lektor*innen, die in einem großen oder kleinen Verlag arbeiten, fest angestellt. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört dann auch das Durchlesen und Beurteilen eingehender Manuskripte. Gefällt eines, legt der Lektor oder die Lektorin dem Verlag nahe, es zu veröffentlichen. Wird das bejaht, begleiten Verlagslektor*innen das Buch von seiner Idee über das Lektorat in Zusammenarbeit mit Autor*in, Layout und Druck bis hin zu seiner Veröffentlichung.

Freie Lektor*innen sind natürlich mehr auf sich allein gestellt; unternehmerische, wirtschaftliche und rechtliche Aufgaben sowie ein hohes Allgemeinwissen sind hier notwendig, während in einem Verlag Arbeitsfelder wie etwa die Auseinandersetzung mit Verträgen oder dem Layout teilweise geteilt werden können.

Was muss ein*e Lektor*in können?

 

Welche Ausbildung sollte man verfolgen, um Lektor*in werden zu können? Eine spezielle Ausbildung oder ein bestimmtes Studium dazu gibt es noch nicht. Studiert haben sollte man in den meisten Fällen trotzdem, wenn man von einem Verlag eingestellt werden will. Viele Lektor*innen, die in literarischen Verlagen arbeiten, haben ein geisteswissenschaftliches Studium in der Tasche. Germanistik ist hier eine gute Empfehlung, da sollte man zumindest schon mal einiges gelesen haben und sich in den Regeln der Rechtschreibung auskennen.

Bei spezialisierten Fachverlagen kann es jedes beliebige Studium sein, das zu dem Verlagskonzept passt und einen dazu befähigt, ein Manuskript auf seine Fakten gründlich zu prüfen. Verlegt ein Verlag beispielsweise hauptsächlich Mathematikbücher, ist es von Vorteil, wenn seine Lektor*innen sich mit Zahlen auskennen und ein Mathematikstudium abgeschlossen haben. Dazu sollten eine ordentliche Prise Fingerspitzengefühl und gewisses kommunikatives Geschick kommen, wenn es um die Zusammenarbeit mit Autor*innen geht, die ihr „Baby“ bangen Herzens einem Lektor oder einer Lektorin anvertrauen.

Praktika und Volontariate werden immer sehr gern gesehen bei Verlagen, einfach, weil Praxis-erfahrung. Wir wissen es alle, viel ausmacht. Fortbildungen für Lektor*innen gibt es ebenfalls, beispielsweise vom Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren. Hier geht es unter anderem auch um rechtliche und wirtschaftliche Fragen, die im Berufsbild eines (vor allem freien) Lektors / einer Lektorin ebenfalls eine Rolle spielen.

Generell: Gerne lesen, Sprache lieben, Sprache kennen und mit ihr arbeiten können, gerne mit Menschen sprechen und arbeiten. Das ist die halbe Miete.

Wie mache ich den ersten Schritt Richtung Lektor*in?

 

Möchte man sich als Lektor*in selbständig machen, gilt es, sich eine eigene Homepage aufzubauen, Anzeigen zu schalten, erstmal Kundschaft schaffen. Erfahrungen machen, viel lesen, Fortbildungen besuchen, sich informieren, was es als Freiberufler*in alles zu tun gibt, die Rechnungen überwachen, Finanzpläne machen, sich informieren über Rechte und Pflichten. Ein Allround-Job, aber einer, der viel Freude bereiten kann und mit einem gewissen Maß an Freiheiten lockt.

Soll es zu einem Verlag gehen: Zu empfehlen sind hier wie gesagt Praktika, am besten gleich mehrere davon. Dazu kann es sein, dass man viele Bewerbungen schreiben muss, denn Lektoratsstellen sind umkämpft. Also: Hinsetzen, Bewerbungen schreiben, Bewerbungen abschicken, Erfahrungen sammeln. Erstmal für sich selbst klären: Habe ich mir das so auch vorgestellt? Ist das wirklich mein Traumberuf`? Und wenn ja, dann machen ein, zwei Praktika mehr umso mehr Freude und erhöhen die Chancen auf eine spätere Einstellung um ein Vielfaches.

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Lektoren-Mindmap: Check √

 

Karl legt die Kreide weg und klopft sich das weiße Pulver von den Händen. Zufrieden stemmt unser ordnungsliebender Karl die Hände in die Hüfte und betrachtet sein Werk auf der Tafel. Und hoffentlich hat jetzt nicht nur Karl, sondern auch du, liebe*r Leser*in, an Orientierung gewonnen für den vielspurigen Weg zum Traumberuf Lektor*in. Eine gute Fahrt!