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Tags: poetry, Poesie, Gedichte, Buchempfehlungen
Autor/in: Anne Sillmann
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„Your art is not about how many people like your work

Your art is about if your heart likes your work

If your soul likes your work

It’s about how honest you are with yourself

And you must never trade honesty for relatability.”

                                               -to all young poets

Rupi Kaur

milk and honey

Poetry im Wandel der Zeit

Man nehme vier Verse, ein paar klassische Reime nach dem Schema ABAB, einige Metaphern und fertig ist das Gedicht – Denkste! Wie alle Genres auch, haben die Gedichte im Laufe der Zeit eine Wandlung erfahren. Und die kann sich sehen lassen. Vor allem aus dem englischsprachigen Raum kommt mit Atticus, Rupi Kaur und vielen weiteren jungen Poeten eine ganze Welle an wortmagischer Schöpfung angerollt. Auch in Deutschland spricht sich die neue Form des altbekannten Gedichtes herum und überall sprießen die meist kurzen, aber intensiven Meisterwerke aus dem Boden.

Nach welchen Regeln spielen sich denn die neuen Werke ab, wenn alles Bekannte über Bord geworfen wurde? Die Antwort ist ganz einfach: Nach keinen! Die neue Poetry-Welle scheint erkannt zu haben, dass sich Kreativität und Inspiration nicht in eine vorgefertigte Form pressen lassen. Was gefällt ist gesetzt.

Meistens sind die modernen Gedichte jedoch recht kurz, spielen mit Metaphern, atmosphärischen Beschreibungen und altbekannten Stilmitteln, jedoch stets mit einem neuartigen Twist. Es wird kritisiert, mit Altem gebrochen, neue Kontexte kreiert und auch ein Kunstmix mit minimalistischen, linienbasierten Zeichnungen ist nicht selten im Meer der neuen Poetry anzutreffen. Aber am besten überzeugst du dich selbst und lässt dich in die faszinierende Welt der poetischen Worte entführen:

Poetry erlebt ein Revival

Atticus

Ach Atticus, du hast mein literarisches Herz im Sturm erobert. Der Kanadier, der unter dem Pseudonym Atticus schreibt, hüllt sich selbst in Stillschweigen. Weder sein richtiger Name noch sein Gesicht sind der Öffentlichkeit bekannt – bei öffentlichen Lesungen und Signaturstunden trägt er eine Maske. Umso lauter sprechen seine Werke. In kurzen, stimmungsvoll-philosophischen Gedichten thematisiert er Liebe, Beziehung, Abenteuer und nicht selten die alltäglichen, besonderen, aber unterschätzten Momente der Magie. Er begann 2013 seine Worte online zu veröffentlichen und ist seither besonders auf der Plattform Instagram aktiv. Seine Bücher „The Dark Between Stars“ und „The Truth About Magic” landeten direkt nach der Veröffentlichung auf der New York Times Bestseller-Liste. Und mit der Auszeichnung „The World’s Most Tattoo-able Poet“ lässt es sich doch auch gut schmücken, oder?

https://www.atticuspoetry.com/

 

Rupi Kaur

Das komplette Gegenteil ist die Öffentlichkeitsaffine, indisch-kanadische Schriftstellerin Rupi Kaur. Mit ihren Worten kämpft sie für Frauenrechte – vor allem in Ländern wie Indien, in denen das Thema noch lange nicht in den Köpfen der Menschen residiert – und spricht bewegend, teils zu Tränen rührend stellvertretend für alle Betroffenen über ihre eigenen Erfahrungen mit Vergewaltigung und Missbrauch. Ohne die notwendige Ernsthaftigkeit zu verlieren widmet sie sich auch dem langwierigen Heilungsprozess, der Suche nach (Selbst-)Liebe und dem Konstrukt der Familie in verschiedenen Kulturen. Ähnlich wie Atticus verwendet sie dafür hauptsächlich kurze Gedichte mit präziser, metaphorischer Wortwahl. Das i-Tüpfelchen auf ihrer bewegenden poetry sind ohne Zweifel die minimalistischen Zeichnungen, mit denen sie ihre Werke illustriert. Ihre Anthologie „milk and honey“ stand über ein Jahr auf der New York Times Bestseller Liste und auch das zweite Werk „the sun and her flowers“ kann ich euch nur ans Herz legen.

https://rupikaur.com/

 

Courtney Peppernell

“Pillowthoughts”- Wie treffend ein Titel gewählt sein kann zeigt die Australierin Courtney Peppernell. Ich meine, wer kennt die tiefgründigen Gedanken und Gedankenblitze nicht, die man kurz vor dem Schlafengehen in das Kissen denkt? Kein Wunder also, dass Peppernell mit Pillow Thoughts einen Nummer Eins Bestseller landete. Inspiriert von den Menschen und Orten um sie herum zaubert die Autorin kleine Wortkonzentrate und Gedankenreihen – perfekt als kleiner literarischer Snack für zwischendurch. „Pillow Thoughts“, „Pillow Thoughts II Healing the Heart“ und „Pillow Thoughts III Mending the Mind” eignen sich super als Einstieg in die poetische Welt von Courtney Peppernell.

https://courtneypeppernell.net/

 

 Clara Louise

Deutsche, moderne poetry ist in der Welt der Worte noch selten vertreten. Mit Clara Louise hat Deutschland aber eine würdige Gesandte gefunden. Die Singer-Songwriterin widmet sich neben ihrer Musik, für die sie bekannt wurde, seit 2018 auch dem poetischen, geschriebenen Wort. Ähnlich ihren englischsprachigen Vorbildern sind ihre Gedichte meist kurz, aber deshalb nicht weniger eindrucksvoll. Kein Wunder, dass ihr erster Gedichtband „Von verlassenen Träumen & einem leichteren Morgen“ vom Amazon als Nummer Eins Bestseller deklariert wurde. Ihr aktuelles Werk „Zurück zum alten Kirschbaum“ erschien 2019.

https://www.claralouise.at/

 

In der Welt der Poetry

Die Welt der Poetry auf Instagram

Tauchen wir ein, in die virtuelle Welt der poetry. Vor allem auf den Plattformen Tumblr, Facebook und Instagram findet die Szene immer mehr Anklang. Vor allem auf Instagram sind die bereits erwähnten Künstler sehr aktiv. Du findest sie unter den folgenden Accounts in Klammern: Atticus (@atticuspoetry), Clara Louise (@missclaralouise), Rupi kaur (@rupikaur_), Courtney Peppernell (@courtneypeppernell).

Aber damit ist es noch nicht getan. WILDER (@wilderpoetry) hat neben wunderbarer poetry zwischen Liebe und Natur auch sanfte, schöne Fotos der kurzen Werke. Die beiden Sammelseiten poets of instagram (poets) und BLISS (poetry_bliss) kuratieren die Meisterwerke der virtuellen und publizierten Poeten und sorgen so für einen endlosen Strom an neuer Inspiration. Damit bleibst Du auf jeden Fall eine Weile mit genug (Lese-)Stoff versorgt.

 

Viel Spaß beim Lesen, Nachdenken und Träumen!

Wichtig!

Poetry sollte man nach Möglichkeit immer in der Originalsprache lesen, da bei der Übersetzung häufig schöne Bedeutungen verloren gehen und das wäre doch schade um die in mühsamer und bedeutungsschwangerer Präzision ausgewählten Worte.