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Tags: Kinderbücher, Buchempfehlung, Literary Lifestyle 

Autor/in: Caroline Breitfelder

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Es ist soweit: Unsere Reihe „Welche 5…?“, in der wir euch stets fünf unserer Bücherlieblinge aus verschiedenen Themenbereichen der Literatur vorstellen, nähert sich dem Ende. Für diesen letzten Ausflug in die Welt der Geschichten wollen wir zurückkehren zum Anfang, zu unseren eigenen Wurzeln und den ersten schüchternen, rotwangigen, begeisterten Abenteuern, die wir als Kinder zwischen den raschelnden Seiten unserer liebsten Kinderbücher erlebt haben … Die Zeitmaschine rattert und knarzt, haltet euch gut fest, es geht los.

Kinderbücher verzaubern

1: Michael Ende – Momo

Ein Klassiker der Kinderbücher nicht nur für Jung, auch für Alt, ist Michael Endes Meisterwerk Momo. Die Geschichte der kleinen Momo, weise und mutig weit über ihre Lebensjahre hinaus, begeistert Leser und Leserinnern seit über fünfundvierzig Jahren. Was man von Momo lernen kann ist nicht nur, wie eine gut geschriebene und mit ganzem Herzen gefühlte Erzählung den Leser einsaugen und vereinnahmen kann; nein, sondern auch Lehren, die ein Leben lang gelten, und die wir uns als Erwachsene gleich doppelt hinter die Ohren schreiben sollten: Wie viel genug Zeit eigentlich bedeutet und wie wenig Geld. Wie viel mehr Freundschaften wert sind als Macht und Einfluss. Wie viel wichtiger Fantasie ist als künstlicher Luxus. Wie wenig wir doch den Reichtum brauchen und wie sehr doch die Liebe. 

 

2: Cornelia Funke – Tintenherz 

Schon auf den ersten Seiten von Tintenherz schlägt das Herz der Bücherliebenden höher, denn die Charaktere dieser Geschichte lieben die Literatur, als würden ihre Herzen tatsächlich Tinte pumpen. Überall in dem Heim von Meggie, der Heldin unserer Geschichte, und ihrem Vater Mo, dem Buchbinder und Meistervorleser, stapeln sich die Bücher; schon beim Lesen fühlt man sich mit dem Zeh gegen die Stapel stoßen und zärtlich über zahlreiche Buchrücken streichen. Meggie liebt Bücher aber nicht nur. Sie hat eine besondere Verbindung zu ihnen, von ihrem Vater Mo geerbt – wenn sie vorliest, dann geschehen außergewöhnliche Dinge: Wesen aus den Büchern tauchen auf einmal in der Welt der Menschen auf – oder Menschen verschwinden zwischen den Seiten … die Geschichte ändert sich und Meggie mittendrin. In den folgenden Bänden der Tintenherz-Trilogie taucht Meggie sogar in die Welt des Buches Tintenherz ein – und dann geht das phantastische Abenteuer erst richtig los.


3: Elisabeth Goudge – Das kleine weiße Pferd  

Das kleine weiße Pferd von Elisabeth Goudge (im Original: The Little White Horse) ist ein Märchen, das zum Roman avanciert ist. Für alle, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die sich gewünscht haben, einmal in ein Märchen einzutauchen, in kreisrunden Burgzimmern mit Himmelbett zu schlafen, drei unlösbare Aufgaben zu lösen, um ein Land von bösen dunklen Machenschaften zu befreien, Geheimwege entlangzuschleichen, die Liebe zu finden und sich auf die Suche nach einem Einhorn zu begeben – für jene ist Das kleine weiße Pferd eine wahre Goldgrube an Nostalgie und wohligem Schwelgen in einem märchenhaften Reich der Phantasie, in dem es Zwerge, löwenhafte Beschützer, magische Lieder und Pferde zwischen den Wellen gibt; eine Geschichte, in der noch Mut über Angst, Liebe über Hass und Freundschaft über Feindschaft siegt. Diese Beschreibung klingt vielleicht ein wenig kitschig, ich weiß es – und das Buch, das ist es auch ein bisschen. Aber, um meine kluge Mutter zu zitieren: Ein bisschen Kitsch braucht der Mensch. 

Kinderbücher soweit das Auge reicht

4: Ottfried Preußler – Krabat 

Auch Otfried Preußlers vielgeliebter Krabat entführt in eine Welt der Magie, allerdings in eine für Kinderbücher etwas düstere Welt. Das Buch basiert auf der slawischen Krabat-Sage und lässt in das Leben von Krabat blicken, einem Lehrling, der als Mühlknappe bei einem zauberkundigen Müllermeister in Schwarzer Magie unterrichtet wird. Fasziniert von den Dunklen Künsten und der Macht, die sie demjenigen verleihen, der sie zu beherrschen weiß, lebt sich Krabat in der Mühle ein und freundet sich mit dem Altgesellen Tonda an.

Tonda jedoch stirbt auf mysteriöse Art und Weise – und er ist nicht der Einzige; es scheint. Als fordern die Dunklen Mächte alljährlich ein Opfer aus der Mühle … Krabat, klug und mutig, durchschaut das grausame Spiel. Er beschließt, dem Müllermeister die Stirn zu bieten; allein jedoch kann er es nicht schaffen: Beistehen muss ihm Kantorka, ein Mädchen aus dem nächsten Dorf, das Krabat liebt. In einer düsteren, berührenden und spannenden Geschichte beweist Otfried Preußler wiederum einmal, dass gegen Bosheit genau ein Heilmittel wirkt: Güte.

5: Astrid Lindgren – Pippi Langstrumpf

Selbst wer das Buch Pippi Langstrumpf, diesen Klassiker der Kinderbücher von Astrid Lindgren, nicht gelesen hat, wird an der rotgezopften Pippi kaum vorbeigekommen sein, spaziert sie doch über allerlei Leinwände, Fernsehbildschirme und bespaßt als Spielzeug so manches Kind. Pippis Geschichte ist besonders, denn Pippi ist ein Mädchen und sie ist sehr jung – im Jahr 1945, als das Buch erschien, durchaus Hindernisse auf dem Weg zur Selbstentfaltung.

Aber beide Umstände hindern Pippi so gar nicht daran, ihren eigenen Weg zu gehen: Sie lebt allein in ihrer Villa Kunterbunt, reitet einen Apfelschimmel, ist sündhaft reich, läuft auf ihren Händen, wenn sie will, und ist das stärkste Mädchen der Welt. Sie bricht nacheinander alle Konventionen, damenhaften Regeln und dämlichen Vorschriften, welche die Gesellschaft jungen Mädchen auferlegen möchte. Sie probiert sich aus, stellt die Welt der Erwachsenen und ihren Blick auf die Welt der Kinder in Frage, versprüht Kreativität und Lebenslust, und fordert junge Leser*innen dazu heraus, es ihr zumindest im „Proberaum“ des Lesens gleichzutun.