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Tags: Gottfried Haufe, Interview, Autor

Autor/in: Caroline Breitfelder

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Ein Interview mit Gottfried Haufe

 

Gottfried Haufe (29), ist ein Nordlicht aus Greifswald, das sich hierher in den Süden verirrt hat. Seit einigen Jahren hat er sich in der Freiburger Kulturszene als Projektentwickler, Veranstalter und Autor auf den Lese- und Theaterbühnen der Stadt einen Namen gemacht und möchte jetzt via Crowdpublishing sein erstes Buch veröffentlichen. Dazu haben wir ihn natürlich erstmal ein bisschen ausgequetscht.

Bookbakers: So, Gottfried. „Auf sie mit Gedöns!“ ist ja dein erstes Buch. Erzähl uns doch mal etwas zu seiner Entstehungsgeschichte. Wie kam’s dazu? 

Gottfried: Das Buch ist ja ein Sammelwerk von Geschichten und Gedichten, man kann wohl sagen, das „Best of“ der letzten zweieinhalb Jahre. Daher ist die Entstehung natürlich auch nicht immer linear verlaufen, sondern es kam immer mal wieder etwas hinzu. Irgendwann hat es sich dann so angefühlt, als ob es so weit ist, dass ich genug Storys beisammen habe, die mir gefallen und aus denen man ein Buch machen kann.

Gottfried Haufe

Bookbakers: Wie du sagst, ist „Auf sie mit Gedöns!“ ein Sammelwerk, es steht also jede Geschichte bzw. jedes Gedicht für sich. Gibt es dennoch Grundthematiken, die sich immer wieder finden lassen?

Gottfried: Auf jeden Fall. Erstmal wäre da die Liebe, in allen Formen und Farben, in ihrem Anfang und ihrem Ende. Mir hat mal ein Freund vorgeworfen, ich würde so viel über die Liebe schreiben – aber ist das schlecht? Die Liebe ist doch vielmehr ein Thema, das Leute immer beschäftigt und abholt … Als zweites würde ich sagen: Nostalgie. Erinnerungen, Zurückblicken. Das liegt auch ein bisschen an meinem jetzigen Lebensabschnitt, der quasi das Ende einer Übergangsphase zwischen Studium und Arbeitsleben darstellt – da blickt man natürlich auch zurück auf Freundschaften, Orte, Beziehungen … Und das dritte wiederkehrende Thema ist eine Art Gesellschaftskritik durch die Blume. Was mich in Bezug darauf vor allem beschäftigt, das sind Bilder im Kopf, die wir alle haben – falsche Ideale und Vorstellungen davon, wie Dinge und Menschen zu sein haben.

Bookbakers: Die haben wir wohl alle … So viel also zum Inhalt – und wenn wir an den Stil von „Auf sie mit Gedöns!“ denken, wie würdest du diesen in drei Worten beschreiben?

Gottfried: Stürmisch, melancholisch und … (denkt nach) … augenzwinkernd.

Bookbakers: Stürmisch und melancholisch schließt sich nicht aus?

Gottfried: Nein, weil die eine Geschichte mal stürmisch sein kann, die nächste dafür melancholisch; die Texte im Buch sind sehr verschieden.

Bookbakers: Würdest du sagen, das ist eine Stärke des Buches: Seine Vielseitigkeit?

Gottfried: Bei aller notwendigen Bescheidenheit würde ich sagen, das ist die Stärke des Buches. Ich wollte immer, dass mein erstes Buch mich abbildet: Alles, was mich so interessiert und über was ich gerne schreibe. Es ist variantenreich und ein bisschen sprunghaft. Manchmal gibt es keine seichten Übergänge; aber die braucht es auch nicht immer. Es beinhaltet viele verschiedene Stimmungen und Impulse. 

 

Bookbakers: Was meinst du damit, dein Buch soll dich „abbilden“? Soll es deinen Charakter widerspiegeln? Und würdest du sagen, das ist dir gelungen?

Gottfried (lacht): Naja, natürlich sind die Geschichten, wenn auch nicht autobiographisch, doch natürlich nah an mir dran. Ich meine, ich hab den Bums ja geschrieben. Ich würde sagen, ich habe ein hohes Energiepotential, manchmal schon fast hyperaktiv. Ich bin begeisterungsfähig, vielfältig und manchmal eben auch sprunghaft. Doch, ja, ich denke, das kommt im Buch rüber; es ist ehrlich und authentisch und wenn das Buch eines sein soll, dann authentisch! Zu ernst nehmen will ich mich aber auch wieder nicht: Das spiegelt sich im Titel wider.  

Gottfried Haufes Buch ist vor allem eins: vielseitig!

Bookbakers: Bei all dieser Vielseitigkeit – wie verläuft denn dein Schreibprozess? Gibt es einen Plan oder schreibst du einfach wild drauf los?

Gottfried: Ich laufe eigentlich ständig herum und tippe mir Ideen und Notizen ins Handy ein, manchmal nur einen Satz. Wenn ich Lust habe, zu schreiben, scrolle ich nicht selten durch, ob mich davon jetzt etwas anspricht. Ich schreibe die Texte dann fast immer am Stück. Ich bin definitiv ein Flow-Mensch; wenn der Flow nicht kommt, dann wird’s auch nix und dann schreibe ich auch nicht und hadere nicht lange damit. Das ist der Vorteil davon, dass ich nicht finanziell abhängig vom Schreiben bin.

 

Bookbakers: Also kein Typ für Deadlines?

Gottfried: Naja, in Bezug auf Kreativität tatsächlich nicht. Natürlich wäre es trotzdem ein Traum von mir, irgendwann hauptberuflich zu schreiben … Aber mir ist bewusst, dass dann vielleicht auch Zauber verlorengeht. Es soll ja immer noch mit Herzblut sein.

 

Bookbakers: Stichpunkt Kreativität: Gibt es Schriftsteller*innen, die für dich Vorbilder sind und Bücher, die jeder mal gelesen haben sollte?

Gottfried: Mein Vorbild, seitdem ich 16 Jahre alt war, ist definitiv Sven Regener. Er ist Kopf der Band Element of Crime, von der ich alle CD’s habe. Sein Buch „Herr Lehmann“ würde ich jedem empfehlen. Außerdem inspirieren mich Ephraim Kishon und Axel Hacke, der ja irgendwie alles kann. 

 

Bookbakers: „Auf sie mit Gedöns!“ soll ja auch als Hörbuch vertont werden, richtig?

Gottfried: Genau. Das Equipment dazu habe ich noch aus meiner Radio-Zeit zu Hause. Ich bin ja ein Mensch des gesprochenen Wortes, das schriftliche Veröffentlichen ist eher Neuland für mich.

Bookbakers: Viele deiner Texte kommen ja auch genau daher: Von Lesebühnen und Theatertexten. Meinst du nicht, dass sie etwas verlieren ohne die Unterstützung von Gestik, Mimik und Betonung, die auf der Bühne stattfindet?

Gottfried: Gewiss gibt es einen Gewinn beim Vortragen, das ja. Aber ich glaube nicht, dass sie den Vortrag brauchen. Vielmehr entwickelt sich so hoffentlich bei jedem etwas ganz anderes, wenn die eigene Lesestimme im Kopf liest; etwas, dem ich vielleicht bisher immer als Vorleser im Weg gestanden habe.

 

Bookbakers: Du hast von den Notizen in deinem Handy gesprochen, die dir immer wieder neue Ideen liefern. Gibt es denn schon eine Idee für ein weiteres Projekt, etwas, über das du gerne noch schreiben würdest?

Gottfried: Ja, die gibt es tatsächlich. Es soll darum gehen, als Nordlicht in den Süden zu kommen und über die Erfahrungen, die ich damit gemacht habe. 

 

Bookbakers: Zum Beispiel?

Gottfried: Etwa die Sprachunterschiede. Schon allein „Moin“ ist eine Wissenschaft für sich. Auf keinen Fall darf man im Norden „Moin Moin“ sagen (höchstens noch in Hamburg) – das ist nämlich schon zu viel Gesabbel. Ich bin da ja eher die Ausnahme für einen aus dem Norden.

 

Bookbakers: Ich würde auch sagen; unkommunikativ bist du definitiv nicht.

Gottfried (lacht): Nein, ich rede gerne und viel. Das ist ja auch Teil meines Berufes. 

Autor und Slam-Poet Gottfried Haufe

Bookbakers: Apropos Gesabbel. Wir probieren jetzt mal etwas aus. Ich werde dir ein paar Stichworte zuschmeißen, die ich nach dem Lesen des Manuskripts von „Auf sie mit Gedöns!“ mit dem Buch verbinde und du sagst mir, ohne groß nachzudenken, deine Assoziationen dazu.

Gottfried: In Bezug auf das Buch?

 

Bookbakers: Auch das, darf aber auch eine persönliche Assoziation sein. Bereit?

Gottfried: Bereit.

 

Bookbakers: „Abschied“.

Gottfried: Tod und das Lied „Adieu“ von den 17 Hippies. Tolles Lied.

 

Bookbakers: „Unausgesprochen“.

Gottfried: Sehnsüchte, Kritik, Phantasien. 

 

Bookbakers: „Liebeserklärung“.

Gottfried: Zu selten.

 

Bookbakers: Wohl wahr. – Gut, und nun zum Schluss, wir fragen es uns nämlich alle: Was zum Kuckuck ist eine Wemse?

Gottfried (lacht): Ich bin jetzt mal ganz ehrlich. Ich war mit einem Freund Bier trinken, mehr als eins. Wir haben uns an diesem Abend über Worte unterhalten, die etwas mit Sex zu tun haben. Uns ist aufgefallen, dass viele davon ein summendes „S“ enthalten, zum Beispiel „Busen“. Ab einem gewissen Punkt haben wir dann angefangen, uns selbst neue Worte auszudenken, darunter auch „wemsen“ als ein Wort für „Sex haben“. Ob das nun einen liebevollen Sexakt beschreibt oder eher das Gegenteil, ist den Lesern und Leserinnern überlassen. Ja, was die Wemse ist (lacht), das ist wohl die Frage.



Interview von Caroline Breitfelder 

Jetzt seid ihr dran!

Crowdpublishing bedeutet: Man braucht die Unterstützung der Crowd, 

damit das Buch gedruckt werden kann.

Wenn ihr also Gottfrieds erstes Buch unbedingt lesen und herausfinden wollt,

was es mit der Liebe, Gesellschaftskritik und dem wemsen auf sich hat,

könnt ihr euch „Auf sie mit Gedöns!“ hier vorbestellen: