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Tags: Antike, Buchtipps, Bücher

Autor/in: Caroline Breitfelder

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Die Antike

Ab und an und eher öfter als seltener ist man auf der Suche nach einem neuen Buch. Man hat das letzte ausgelesen, verdaut, bestaunt und verstaut und ist bereit für ein neues Abenteuer, neue Eindrücke, neue Perspektiven. Und manchmal hat man dabei Lust auf ein richtig gutes Buch. Ein schweres, üppiges, angereichert mit Bedeutung, Tragweite und ästhetischem Wert. Eines, das die Gedanken kreiseln und die Gefühle wirbeln lässt. Ein Buch, das die Welt verändert hat und vielleicht die eigene verändern könnte.

Auf die Suche nach eben jenen Büchern hat sich auch BBC Culture gemacht. Sie haben von über hundert Autoren, Journalisten, Kritikern und Literaturexperten aus 35 verschiedenen Ländern ihre persönlichen Lieblinge gesammelt. Dabei entstand eine Liste mit 100 Büchern, welche die Welt geformt haben.* Unsere persönlichen Top Ratings** wollen wir euch in aufeinanderfolgenden Episoden vorstellen. In kleinen Häppchen, damit die üppige Kost gut zu verdauen ist: Beginnen wir heute mit unseren ersten Kandidaten, für die wir weit, weit in die Vergangenheit zurückreisen. 

Werk der Antike: Gilgamesch

Gilgamesch

Wir gehen chronologisch vor und katapultieren uns zurück in eine Zeit, die sich fast so weit weg anfühlt wie der Mond: In das dritte Jahrtausend vor Christus. Wir rappeln uns auf, klopfen den Zeitstaub von den Siebenmeilenstiefeln, sehen uns um. Wir befinden uns in der Antike im alten Reich der Akkadier in Mesopotamien, nahe der damaligen Hauptstadt Uruk. Uruk ist umgeben von einer breiten und wehrhaften Stadtmauer, deren Bau dem akkadischen König Gilgamesch zugeschrieben wird. Früh wird dieser König bereits von seinem Volk vergöttlicht und verehrt. So sehr, dass nach dessen Tod seine Heldentaten verewigt werden in einer der ältesten schriftlichen Dichtungen der Menschheit: Dem Gilgamesch-Epos. Geschrieben in der sumerischen Keilschrift und auf Tontafeln festgehalten. Von wem, das bleibt das Geheimnis der Akkadier.  

Dieses uralte Werk zeigt eindrücklich, dass Menschen nun mal Menschen sind, und dass auch die fünftausend Jahre, die zwischen uns und den anonymen Verfassern des Gilgamesch-Epos liegen, daran nichts ändern. Es gibt Fragen, Wünsche und Begehren, die die Menschheit wahrscheinlich von Beginn an begleitet haben und dies auch immer tun werden: Freundschaft, Liebe, Ehre, die Suche nach der Unsterblichkeit, auf die sich auch der Held Gilgamesch begibt. Am Schluss jedoch muss er, der selbst zu einem Drittel Gott ist, erkennen, dass der Tod das unabwendbare Los der Menschen und damit auch das seine ist.

Aus der Antike: Homer - Ilias

Homer

Essentielle Weisheiten und Schwächen, die mit dem menschlichen Wesen einhergehen, finden wir auch bei Homer wieder. Der berühmteste der altgriechischen Dichter, lebte und schrieb wahrscheinlich im 8. Jahrhundert v. Chr.. Homer hat uns die Odyssee und die Ilias hinterlassen. Zwei epische Werke der Antike, die bis heute gelesen, genossen und geliebt werden.

In schillernder Sprache, die sogar in Übersetzung schön ist (ursprünglich auf Altgriechisch in Hexametern verfasst), versenken wir uns mittels der Ilias in den legendären Trojanischen Krieg. Von dessen Helden Achilleus und Patroklos, Odysseus, Paris und Hector haben wir alle bereits gehört. Ebenso wie von dem göttlichen Zorn des Achilleus, von den Göttern selbst, welche in die Belange der Menschen rühren. Und natürlich von dem hölzernen Pferd, das schließlich in Homers Werk den Untergang der blühenden Stadt Troja herbeiführt. Die Odyssee wiederum beschreibt die Abenteuer des Königs von Ithaka, kein anderer als Odysseus, der mit seinen Männern aus dem Trojanischen Krieg über die Meere hinweg seinen Weg in die Heimat sucht.

Aus Homers Werken erfahren wir viel über die Sagen- und Legendenwelt der Antike und darüber, wie die alten Griechen möglicherweise die Welt sahen. Seine Werke haben die nachfolgende Literatur für Jahrhunderte stark beeinflusst. 

Thukydides und die Geschichte der Antike

Der Beginn der Geschichtswissenschaften in der Antike

Wandern wir noch ein wenig nach vorne mit unseren zeitüberspringenden Siebenmeilenstiefeln. Nach ein paar Jahrhunderten erreichen wir schließlich im 5. Jahrhundert v. Chr. die Zeit eines Mannes, der die Geschichtswissenschaft, wie wir sie heute kennen, begründet hat. Sein Name ist Thukydides. In der Zwischenzeit konnten wir beobachten, wie das Reich der Griechen erblüht. Dabei tobte ein umfassender Krieg gegen die Perser und wurde gewonnen. Letzlich erlangte die Polis Athen Vorherrschaft über die Ägäis erlangt. Aber zurück zu Thukydides.

Thukydides war ein vermögender Grieche, Philosoph und (gescheiterter) Militärstratege. Er erlebte den großen Krieg seiner Zeit, den Peloponnesischen Krieg zwischen Athen und Sparta und deren jeweiligen Bündnispartnern (431-404 v. Chr.), vor allem als – richtig: Historiker. Er knüpfte an Herodot und seine Beschreibungen der Perserkriege an. Jener unterschied jedoch nicht zwischen Mythen und Realität – so wie es nun mal lange in der antiken Geschichtsschreibung gang und gäbe war. Denn die Welt der Sagen und die Welt der Menschen flossen ineinander über und hatten noch keine so streng gezogene Grenze wie heute. 

Der Peloponnesische Krieg

Thukydides aber betonte, dass er nur aufschreiben wolle, was wirklich vorgefallen sei. Es muss gesagt werden, dass auch in Thukydides‘ Schriften, die heute unter Der Peloponnesische Krieg bekannt sind (der ursprüngliche Titel ist nicht überliefert), Götter und Halbgötter umherstreifen. Dabei werden legendäre Schlachten und Heldentaten erwähnt, die für uns heute Mythen, für Zeitgenossen jedoch Teil der eigenen akzeptierten Geschichte waren. Nichtsdestotrotz begründete Thukydides den heute gängigen objektiven und kritischen Zugang zur Geschichte und veränderte damit diese Wissenschaft für immer.



Bleibt dran!

In der nächsten Episode wartet auf euch ein buntes Gemisch aus der Spätantike, Mittelalter und Frühe Neuzeit.

 

**Disclaimer: Unsere Top 5 ist stark von westlich-europäischer Tradition geprägt, einfach, weil wir uns damit besser auskennen und nur Bücher empfehlen möchten, die wir selbst gut kennen. Das ist aber durchaus etwas, an dem auch wir arbeiten, um euch später vielleicht unsere Top 5 chinesischer, arabischer und afrikanischer Literatur vorzustellen.