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Tags: Autorinnen, Powerfrauen, Buchtipps

 Autor/in: Caroline Breitfelder 

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Who runs the world? – Beyoncé hat eine klare Antwort darauf. Und auch wir wollen uns heute mal denen zuwenden, die in dem vorwiegend männlichen Literaturkanon manchmal unterzugehen drohen: Den Autorinnen, die damals wie heute ihre Leserschaft begeistern und inspirieren – mit ihren Geschichten und mit ihrem Leben. Fünf Powerfrauen, die du gelesen haben solltest, coming right up.

 

5 Power Autorinnen, die du gelesen haben solltest

Autorinnen der Englischen Klassik

 

Virginia Woolf

Virginia wurde 1882 in London geboren, mitten hinein in das viktorianische Zeitalter, das gekennzeichnet war von strengen Einschränkungen für Mädchen und Frauen. Auch die familiären Verhältnisse waren alles andere als glücklich; man vermutet, dass Virginia von ihren Halbgeschwistern Gerald und George missbraucht wurde. Dies markiert wahrscheinlich den Beginn einer Bipolaren Störung, unter der Virginia zeitlebens litt. 

Sinn und Inspiration fand die junge Autorin, als sie der Bloomsbury Group beitrat, einem intellektuellen Kreis aus jungen Künstlern und Wissenschaftlern, die sich gegen das englische Spießbürgertum stellten. Virginia begann, für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben, unterrichtete Erwachsene und Literatur und Geschichte, und begann eines Tages, auch eigene Bücher zu verfassen und zusammen mit ihrem Mann, Leonard Woolf, zu verlegen. 

Ihre Bücher sind oft experimentell; Zeit und Raum wechseln ständig die Gestalt, und Virginia perfektionierte das Stilmittel des inneren Bewusstseins- und Gedankenstroms. Die Werke wurden innerhalb der englischen Literaturszene wohl beachtet und so wurde sie unter den englischen Autorinnen hoch geschätzt. Trotzdem und auch trotz ihrer glücklichen Ehe mit Leonard wurden Virginias Depressionen immer stärker. Bereits 1913 unternahm sie einen Suizidversuch, der jedoch scheiterte. 1941 versuchte sie es ein zweites Mal, diesmal mit Erfolg: Sie stürzte sich mit einem schweren Stein in ihrem Mantel in einen Fluss. Ihre Leiche wurde erst Wochen später gefunden. 

Später wurde ihr Essay A Room of One’s Own, veröffentlicht 1929, zu einem der meistzitierten Texte der Frauenbewegung. In jenem beschrieb die Autorin die Grundvoraussetzungen, die Frauen bräuchten, um genauso erfolgreich sein zu können wie Männer, und die ihnen von der Gesellschaft verwehrt blieben; eine mutige und stolze Position, die auch heute noch Leser und Leserinnen inspiriert. 

 

Jane Austen

Wer sich in die Klassiker der englischen Literatur einlesen möchte, kommt um Miss Austen nicht herum; nicht nur sind ihre Werke wie Stolz und Vorurteil, Emma oder Sinn und Sinnlichkeit  weltbekannt; heute spazieren ihre Romanfiguren über die Kinoleinwände der Welt und ihre Erzählungen über Liebe, Freundschaft und Familie im 18. Jahrhundert begeistern zahlreiche Leser und Leserinnen. 

Auch Jane war früh eine Buchliebhaberin; sie wuchs in einer sehr gebildeten Familie auf und ihre Schreib- und Lesewut wurde deshalb (zum Glück!) nicht unterbunden. Sie heiratete nie, zu jener Zeit ein ungewöhnlicher Entschluss. Doch Jane hatte ihren eigenen Kopf; sie widmete ihr Leben ganz der Literatur. Das Herzstück ihrer Romane ist neben der sprachlichen Eleganz die kluge und leicht ironische Menschenkenntnis, die darin zutage tritt. Jane Austen vermag es, menschliche Eigenheiten, Schwächen und Stärken mal subtil, mal überzeichnet darzustellen, sodass sich jeder denkt „ah ja, so jemanden kenne ich doch auch … typisch.“ Zeitlebens veröffentlichte Jane Austen ihre Werke anonym; dieses Inkognito verschaffte ihr eine gewisse Freiheit und Unabhängigkeit – und wenig schätzte die Autorin mehr als das.

 

Jane Austen - die Klassiker-Powerfrau

Deutsche Autorinnen, Dichterinnen und Denkerinnen

Juli Zeh

Juli Zeh nicht nur erfolgreiche zeitgenössische Autorin, sondern auch Journalistin, Richterin und engagiert sich nebenher noch gesellschaftlich und politisch. Der Otto Normalbürger fragt sich da verblüfft, wo sie bloß so viele Stunden am Tag findet, um all ihren Interessen nachgehen zu können. Dabei bekennt Zeh in einem Interview mit dem Tagesspiegel, dass sie den Selbstoptimierungsdrang unserer heutigen Gesellschaft bedenklich findet und sich dafür entschieden hat, nur noch dem Zeit zu widmen, was für sie am wichtigsten ist. Die Familie und das Schreiben stünden an erster Stelle; gesellschaftliches Engagement, wozu für sie ihr Amt als Verfassungsrichterin zählt, komme danach. 

Sie schreibe im Schnitt nur eine halbe Stunde pro Tag, meint Zeh in einem Gespräch mit Dlf. Kaum zu glauben – dafür aber schreibt sie wohl eben sehr viel und sehr gut in diesen dreißig Minuten. Davon zeugen ihre Bücher wie Unter Leuten und Spieltrieb, die in präziser Sprache gesellschaftliche Missstände und menschliche Abgründe aufdecken, untersuchen und die Leser fordern: Wer bei Zeh nicht konzentriert mitdenkt, wird an ihren Büchern wenig Freude haben. Wer aber ein bisschen Hirnschmalz investiert, wird auf seine oder ihre Kosten kommen.

 

Annette von Droste-Hülshoff

Eine der größten deutschen Dichterinnen (und, was weniger bekannt ist, noch dazu eine begabte Komponistin) mit dem beeindruckend langen Namen Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff wurde im Jahr 1797 als Spross eines alten Adelsgeschlechtes geboren. 

Annette war ein zierliches und kränkliches, dabei sehr wissbegieriges Kind, und saugte die für ein Mädchen außergewöhnliche Bildung, die ihr zuteilwurde, gierig auf. In dem hellen Köpfchen des jungen Mädchens wuchs schon früh die Überzeugung, dass es Dichterin werden wolle. Das ließ es sich auch nicht mehr ausreden.

Der Weg zur Schriftstellerin wurde Annette nicht leicht gemacht, erwartete die Gesellschaft von einem jungen adligen Mädchen doch etwas ganz anderes als literarische Ergüsse; ja, sogar ihre geistige Überlegenheit schüchterte Andere eher ein, als dass sie sie für Annette einnahm. Geradezu emanzipatorische Züge legte die junge Frau an den Tag; sie wollte sich ihren Ehemann selbst aussuchen. Dafür aber war die damalige Gesellschaft noch nicht bereit. Sie wurde bloßgestellt und Gegenstand eines gesellschaftlichen Eklats, was auf die junge Frau traumatisierend wirkte. Annette von Droste-Hülshoff zog sich resigniert zurück und sah ihre Berufung nun vollständig in der Musik und vor allem in der Dichtung. Geniale Werke wie etwa ihre Kriminalerzählung Die Judenbuche beweisen, dass sie Recht hatte. Man bedenke nur, zu was sie es hätte bringen können, hätte man ihr mehr Raum und Freiheiten gegeben.

 

Mascha Kaléko

Mascha Kaléko, die vielgeliebte deutschsprachige Dichterin der Neuen Sachlichkeit, wurde 1907 in Österreich-Ungarn geboren. Gezwungenermaßen blieb sie selten lange an einem Ort. Aufgrund ihrer jüdischen Vorfahren hatte ihre Familie, die 1914 nach Deutschland übersiedelte, stets mit Vorurteilen und Pogromen zu kämpfen; während der Zeit des Nationalsozialismus wurde Maschas damals bereits erfolgreiches Werk verboten und sie floh mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika. Sie kehrte nach Kriegsende jedoch zurück, da sie sich nach Deutschland, dem Land ihrer Kindheit und Studienzeit, sehnte. Ihrem zweiten Mann, dem Musiker Chemjo Vinaver zuliebe, wanderte sie mit ihm und dem gemeinsamen Sohn jedoch kurze Zeit später nach Jerusalem aus, vereinsamte dort jedoch; der Schmerz der Entwurzelung zeigt sich in ihren späteren Werken deutlich. 

Nie aber, wo sie auch gerade war, gab Mascha das Schreiben auf. Ihre Gedichte sind tiefgründig, von sanftem Witz und doch durchzogen von Melancholie, von einer zarten Zerbrechlichkeit und einfach wunderschön. Mascha kannte Schmerz: Sie verlor die beiden Menschen, die sie am meisten liebte: ihren Sohn, der überraschend mit erst einunddreißig Jahren starb, und fünf Jahre später ihren Gatten. Neuen Lebensmut schöpfte sie erst bei einem späten Besuch in Berlin 1974, der geliebten und verlorenen Stadt. Mascha starb jedoch bereits im Jahr darauf und hinterlässt uns ein berührendes Werk, das erzählt von Liebe, Abschied, Einsamkeit und Sehnsucht. 

 

Autorinnen, die du gelesen haben musst

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